Die politische Perspektive brachten linke/LINKE Jugendorganisationen und eine polnische Aktivistin ein – Rückblick auf den CSD 2022

von Simon Hübner
KV StuttgartMeldung

Der Christopher Street Day fand 2022 wieder ohne Corona-Beschränkungen und erstmals mit über 100 angemeldeten Gruppen statt.  Unterstützt von der LAG Queer und Genoss*innen aus ganz Baden-Württemberg beteiligten wir uns am 30. Juli als DIE LINKE. KV Stuttgart mit einer Laufgruppe an der diesjährigen CSD Demonstration »Stuttgart Pride«. Die Linksjugend beteiligte sich gemeinsam mit anderen linken Jugendorganisationen mit einem von der Basisgruppe Stuttgart initiierten kämpferischen »linken Jugendblock Baden-Württemberg«.

Mit queer-politischen Flyern, Stickern und den Bannern der Laufgruppe wurde die Demonstration von der Linken Laufgruppe mit politischen Botschaften bereichert. Ganz normal und wie es sein solltet, oder? Für uns ja, aber aktuelle politische Botschaften und Forderungen hatten insbesondere auf Konzern-LKWs leider keinen Platz. Wer die Parade vom Straßenrand aus verfolgte, bekam von den Decks der Mercedes-, EnBW- oder CDU-LKWs keine relevanten Botschaften oder Forderungen zu hören. Dafür aber Bass, Bass, Bass…

Anders der linke Jugendblock:  Sprechchöre und mit Megafon skandierte Botschaften prägten den Auftritt der Laufgruppe über den gesamten Demoverlauf hinweg.

Erst bei der Abschlusskundgebung am Schlossplatz wurde es auch 'offiziell' in Redebeiträge auf der (leider viel zu leisen) Bühne wieder politisch. Bemerkenswert war dabei die auf Englisch mit Übersetzung vorgetragene Rede einer Aktivistin aus der polnischen Partnerstadt Łódź. Den Aufstieg und die reaktionäre, queer-feindliche Politik der PiS Regierung analysierte die Rednerin konsequent aus einer linken Perspektive. Die viel zitierten »LGBT-freien Zonen« hätten ihren Ursprung in neoliberaler Politik, sich zuspitzenden Klassenkonflikten und zunehmender Prekarisierung in Polen. Der PiS gelinge es Unzufriedenheit auf Minderheiten und die LGBT-Community umzulenken. Eine Antwort auf reaktionäre Politik müsse daher immer eine soziale, solidarische Perspektive beinhalten und mit neoliberalen Ideen brechen. Eine Perspektive, die man auf CSD Bühnen hierzulande leider nicht so häufig hört.

Rückblickend bleibt, trotz der Größe der Pride Demonstration und der Präsenz der LINKEN, auch am Infostand bei der CSD-Hocketse am Sonntag, ein fahler Beigeschmack, wie sich der CSD in Stuttgart entwickelt. Für das kommende Jahr planen wir daher in jedem Fall schon einmal noch lauter, sichtbarer und politischer aufzutreten.

Ein brutaler, schwulenfeindlicher Angriff auf zwei junge Männer in Fellbach, die den CSD besucht hatten mahnt, dass der Kampf für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen und Intersexuellen sowie gegen Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung auch heute nötig bleibt.